Wie kann ich besser mit meiner:m Partner:in über Sex sprechen?
Kommunikation in Partnerschaften
Viele Frauen erleben Phasen, in denen Sexualität nicht mehr so leicht und erfüllend ist wie früher. Vielleicht verändert sich das Lustempfinden, vielleicht bleiben Orgasmen aus oder Schmerzen beeinträchtigen die Freude am Sex – manchmal führt das sogar dazu, Intimität zu vermeiden. Doch wie spricht man solche Themen an – besonders, wenn man schon lange mit seiner:m Partner:in zusammen ist?
Dieser Artikel zeigt dir, warum offene Gespräche über Sexualität so wichtig sind und wie du Unsicherheiten überwinden kannst.
Warum Kommunikation über Sexualität so wichtig ist
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass offene Gespräche über sexuelle Wünsche und Grenzen wesentlich zur sexuellen Zufriedenheit und zu einer stärkeren emotionalen Verbundenheit beitragen können (Jones et al., 2018; Mallory et al., 2019).
Sexuelle Bedürfnisse verändern sich im Laufe des Lebens – hormonelle Schwankungen, psychische Belastungen oder körperliche Erkrankungen können dabei eine Rolle spielen (Brotto et al., 2016). Ohne regelmäßigen Austausch darüber entstehen leicht Missverständnisse oder emotionale Distanz.
Dabei zählen nicht nur Worte: Auch nonverbale Signale – wie Körperhaltung, Atemmuster oder Blickkontakt – sind wichtige Bestandteile sexueller Kommunikation (Lutmer & Walker, 2024). Dennoch reicht nonverbale Verständigung allein oft nicht aus. Ein bewusstes, liebevolles Gespräch bleibt der sicherste Weg, um Klarheit zu schaffen.
Typische Hürden – und wie du sie überwindest
Auch wenn die Bedeutung offener Gespräche auf der Hand liegt, fällt es vielen Menschen schwer, intime Themen anzusprechen. Häufig verhindern Scham, Angst vor Zurückweisung oder Unsicherheit bei der Wortwahl einen offenen Dialog (Villines, 2022).
Folgende Strategien helfen:
Den richtigen Moment wählen: Ideal ist eine ruhige, stressfreie Atmosphäre. Ein Gespräch vorab anzukündigen („Ich würde gern mit dir über unsere Sexualität sprechen. Wann könnten wir uns dafür Zeit nehmen?“) kann dabei helfen.
Ich-Botschaften verwenden: Statt „Du achtest nie auf mich“ besser „Ich würde mir wünschen, dass du...“ – so vermeidest du Vorwürfe.
Positiv einsteigen: Betone, dass du das Gespräch suchst, weil dir eure Beziehung wichtig ist. Ein Kompliment oder eine Wertschätzung zu Beginn kann die Gesprächsatmosphäre deutlich entspannen.
💡 Tipp: Sexualtherapeut:innen empfehlen daher, die eigenen Gedanken vor einem Gespräch schriftlich zu sammeln. Im diesem Blog-Artikel erfährst du, wie du dich optimal vorbereiten kannst. Dadurch gelingt es dir leichter, deine Bedürfnisse klar, selbstsicher und wertschätzend zu kommunizieren.
Wie du Bedürfnisse konkret ansprechen kannst
Ob es um nachlassende Lust, Schmerzen oder den Wunsch nach neuen Erfahrungen geht – Offenheit ist entscheidend. Wichtig: Gib auch deiner:m Partner:in Raum, eigene Wünsche zu äußern.
💬 Mögliche Gesprächseinstiege
Hier einige sanfte Möglichkeiten, ein Gespräch zu beginnen:
"Wie geht es dir eigentlich mit unserer Sexualität?"
"Ich habe mir in letzter Zeit einige Gedanken über unsere Sexualität gemacht und würde sie gern mit dir teilen. Hättest du jetzt Zeit für ein Gespräch?"
"Ich würde gern mit dir über unser Sexleben sprechen. Ich habe das Gefühl, dass unsere Intimität im Moment etwas zu kurz kommt, und wünsche mir, dass wir dem wieder mehr Raum geben."
💡 Wie das Gespräch weitergehen könnte
Hier Beispiele, wie du deine Wünsche oder Beobachtungen konkret und liebevoll ansprechen kannst:
"Ich bin insgesamt sehr zufrieden mit unserer Sexualität, fände es aber schön, immer mal wieder Neues auszuprobieren. Was denkst du dazu?"
"Ich würde mir wünschen, dass wir uns beim Sex noch mehr Zeit nehmen. Hättest du Lust, einmal Slow Sex gemeinsam auszuprobieren?"
"Manchmal tut mir der Sex weh, etwa bei bestimmten Positionen. Ich würde gern mit dir überlegen, was wir anpassen oder anders ausprobieren könnten."
"Ich schätze unsere Sexualität sehr und würde mich freuen, gemeinsam neue Impulse zu entdecken. Was hättest du Lust auszuprobieren?"
Indem du offen und wertschätzend formulierst und dein Gegenüber aktiv einbeziehst, schafft ihr gemeinsam eine vertrauensvolle Atmosphäre.
💛 Odeya-Tipp
Denke daran: Es geht nicht darum, etwas zu kritisieren, sondern gemeinsam eure Sexualität weiterzuentwickeln. Offenheit, Neugier und gegenseitige Wertschätzung sind der beste Startpunkt für Veränderung.
5 Tipps für bessere sexuelle Kommunikation
Finde einen entspannten Moment
Wähle einen Rahmen, in dem ihr euch beide wohlfühlt – das kann ein Gespräch bei einer Tasse Tee im Wohnzimmer sein oder ein Spaziergang im Wald. Wichtig ist, dass ihr euch Zeit und Ruhe schenkt.Nutze Ich-Botschaften
Sprich offen über deine eigenen Gefühle und Wünsche. Lade deine:n Partner:in aktiv dazu ein, ebenfalls eigene Gedanken und Bedürfnisse zu teilen.Sei konkret
Benenne klar, was du dir wünschst oder brauchst. Beispiele helfen dabei, deine Vorstellungen verständlicher zu machen. Frag ruhig nach, ob dein:e Partner:in nachvollziehen kann, was du meinst.Höre aktiv zu
Zeige echtes Interesse an den Gedanken und Gefühlen deiner:m Partner:in. Vielleicht trägt auch dein:e Partner:in Wünsche in sich, die bisher noch nicht ausgesprochen wurden.Bleibt geduldig
Veränderungen brauchen Zeit und Vertrauen. Sprecht auch darüber – und verabredet euch, wenn nötig, für ein weiteres Gespräch mit etwas Abstand.
Fazit
Über Sexualität zu sprechen erfordert Mut – vor allem, wenn Unsicherheiten, alte Erfahrungen oder Ängste mitschwingen. Doch wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen deutlich: Gute Kommunikation stärkt nicht nur Lust, Erregung und Orgasmusfähigkeit, sondern auch die emotionale Nähe zwischen Partner:innen (Mallory et al., 2019; Roels & Janssen, 2020). Dein sexuelles Wohlbefinden ist wichtig – und du hast das Recht, darüber zu sprechen. Trau dich, den ersten Schritt zu machen – oft beginnt echte Veränderung genau dort, wo Offenheit entsteht.
📚 Quellen
Brotto, L., Atallah, S., Johnson-Agbakwu, C., Rosenbaum, T., Abdo, C., Byers, E. S., Graham, C., Nobre, P., & Wylie, K. (2016). Psychological and Interpersonal Dimensions of Sexual Function and Dysfunction. The Journal of Sexual Medicine, 13(4), 538–571. https://doi.org/10.1016/j.jsxm.2016.01.019
Jones, A. C., Robinson, W. D., & Seedall, R. B. (2018). The role of sexual communication in couples’ sexual outcomes: A dyadic path analysis. Journal of Marital and Family Therapy, 44(4), 606–623. https://doi.org/10.1111/jmft.12282
Lutmer, A., & Walker, A. M. (2024). Patterns of Verbal and Nonverbal Communication During Sex. Archives of Sexual Behavior, 53(4), 1449–1462. https://doi.org/10.1007/s10508-024-02811-x
Mallory, A. B., Stanton, A. M., & Handy, A. B. (2019). Couples' Sexual Communication and Dimensions of Sexual Function: A Meta-Analysis. Journal of Sex Research, 56(7), 882–898. https://doi.org/10.1080/00224499.2019.1568375
Roels, R., & Janssen, E. (2020). Sexual and relationship satisfaction in young, heterosexual couples: The role of sexual frequency and sexual communication. The Journal of Sexual Medicine, 17(9), 1643–1652. https://doi.org/10.1016/j.jsxm.2020.06.013
Villines, Z. (2022, October 11). How to talk about sex with a partner. Medical News Today. Retrieved from https://www.medicalnewstoday.com/articles/how-to-talk-about-sex-with-your-partner